Marcus Heller, der Inhaber von Dr. Fried und Partner, hat in einer Analyse auch das zukünftige Verhältnis Reiseveranstalter versus Reisebüro beleuchtet (die komplette Analyse kann am Ende dieses Blog Beitrages kostenlos hochgeladen werden).
Hier erst einmal das Statement aus der Counter vor 9 vom 03.09.2021 dazu:
In der Pandemie habe die Nachfrage für Reiseziele in der Nähe, Ferienwohnungen und Eigenanreise einen nie gekannten Aufschwung erlebt, während der klassische Pauschalurlaub am Mittelmeer verloren hat. Viele Reiseveranstalter hätten darauf reagiert und ihr Sortiment den Kundenwünschen angepasst. Die Autoren des White Papers zweifeln jedoch, ob dies von Dauer ist. „Kritisch erscheint bei einigen dieser Produkte zum einen die häufig niedrige Marge bei zugleich kostenintensiven, weil mit hohen Marketingausgaben verbundenen, Vertriebskanälen.“ Zum anderen sei der langfristige Kundenbedarf für diese „Nahziel-Komponenten“ zu hinterfragen, weil mit Abklingen der Pandemie Fernziele wieder an Attraktivität gewinnen würden.
Flexpreise als Gefahr für die Zukunft
Kritisch sieht Dr. Fried & Partner auch die sogenannten Flexpreise. Weil viele Kunden diese flexiblen Buchungsoptionen weiter nutzen wollten, stünden die Veranstalter vor einer Reihe von Herausforderungen. Beim Einkauf und bei der Kalkulation müsse dies berücksichtigt werden. Insbesondere bei der dynamischen Produktion vergrößerten die Flexpreise die Datenmengen in den Systemen. Auch die Abbildung in den Preisvergleichssystemen werde komplizierter. Schließlich brächten vermehrte Stornos und Umbuchungen erheblichen Mehraufwand und Ertragsausfälle.
Ein Fragezeichen machen die Branchenanalysten von Dr. Fried und Partner auch hinter das Geschäftsmodell der integrierten Konzerne. Zwar könnten sie nun wieder versuchen, auf allen Wertschöpfungsstufen Gewinn zu erwirtschaften. „Dieses Modell wird allerdings aufgrund notwendiger Asset-Veräußerungen zur Bedienung von Verbindlichkeiten in den nächsten Monaten sicherlich eine Wandlung erfahren.“ Entscheidend sei dabei, ob sich Unternehmen von ihren Ertragsperlen trennen müssten oder von nicht ganz so starken Margenbringern.
Gute Zeit für Serviceentgelte im Reisebüro
Für Reisebüros sehen die Berater gute Chancen, ihre Wirtschaftlichkeit mit Serviceentgelten zu verbessern. Der stationäre Vertrieb solle sich selbstbewusst spezifische Serviceleistungen von Kunden vergüten lassen. „In dem Moment, in dem Kunden den Mehrwert aus eingesetztem Wissen, Arbeits- bzw. Zeitaufwand und Ergebnis des Reisebüros für sich erkennen, werden sie auch die sogenannten Opportunitätskosten – in diesem Fall das zu entrichtende Serviceentgelt – akzeptieren.“
Soweit der Initiator dieser Analyse.
Was bedeutet das nun im speziellen für Reiseveranstalter und ihrem Vertrieb, die Reisebüros?
Nun zum ersten sollten sich die Reisebüros darüber im klaren sein, das die Angebote der Reiseveranstalter die Haupterwerbsquelle in den meisten der Vertriebsunternehmen darstellen und das sage ich ausdrücklich , auch vor dem Hintergrund der kürzlich berechtigter Kritik an einigen großen Wettbewerbsteilnehmern.
Unsere Altvorderen sagten schon "...die Hand, die mich füttert sollte ich nicht beißen...", mit anderen Worten: behandelt die Reiseveranstalter pfleglich. Aber achtet dabei auch auf ein faires Miteinander. Denn gerade in dem Kontext von der Reisepreissicherung, der Individualisierung der Angebote, der umfassenden Digitalisierung und des veränderten Kundenverhaltens wird es kleineren Veranstaltern und selbst organisierenden Reisen in den Reisebüros zunehmend immer schwerer fallen, diese Rahmenbedingungen vor dem Gesetzgeber einzuhalten.
Die Corona Pandemie hat in einem erheblichen Maß dafür gesorgt, das der Mehrwert im Reisebüro, wie unter anderem die fachkompetente Betreuung bei der Buchung und die hervorragende Krisenbetreuung sich im Bewusstsein der Kunden wieder festgesetzt haben. Sich darauf auszuruhen ist nicht zielführend!
Die Reisebüros befinden sich im Spannungsfeld, zwischen den sich auf allen Ebenen verändern Reiseveranstaltern und dem veränderten Kundeverhalten und den daraus resultierenden Kundenansprüchen.
Eine "Weiter so" wird unweigerlich dafür sorgen, dass sich die Reisebüros selbst abschaffen. Gleichzeitig sind die Herausforderungen der Digitalisierung in seiner ganzen Komplexität in kleinen Unternehmen gewaltig.
Kooperationen und Franchisesysteme haben bisher auch keine nennenswerten Erfolge in der Digitalisierung auf zu weisen, es sei denn, in den an die Reiseveranstalter angelehnten Abläufen.
Wie kann man also dieses Dilemma der Reisebüros lösen?
Corona hat uns gelehrt, dass Reisebüros filigran und sehr angreifbar sind und das alleine schon auf Grund ihrer Kleinteiligkeit. Es gilt also logischer Weise größere Strukturen zu bilden, digitale Vorgänge und Vorhaben zentral auszulagern und so zu organisieren, dass man zu jeder Zeit darauf zugreifen kann. Außerdem gilt es die umfängliche Expertise der Marktteilnehmer zu sichern und Kundenbestände zu konzentrieren unter Beibehaltung der eigenen Kunden in eigenen firmenbezogenen Clouds.
Hört sich ein wenig nach der Eier legenden Woll-, Milchsau an - ich weiß ;-)
Aber es geht: Ich nenne das das "Leuchtturm-Projekt"!
Mehrere regionale Reisebüros finden sich zusammen und bilden als Gesellschafter eine wirtschaftlichen Strukturverbund. Alle digitalen Vorgänge werden in diesen Strukturverbund ausgelagert und dort von Digitalspezialisten betreut.
Welcher Vorteile brächte das:
Jedes Mitglied eines solchen wirtschaftlichen Verbundes würde sich damit seinen Weg in die Zukunft sichern.
Und es wäre nicht mein Blog, wenn das jetzt NICHT käme was kommt...
...und natürlich kann ich dabei helfen!
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